Reisen ist schön. Aber haben Sie sich auch schon mal gewünscht, den anstrengenden Teil einfach zu verschlafen? Einschlafen und am Urlaubsziel aufwachen – wäre das nicht toll? Spaß beiseite: Reisen mit dem Nachtzug macht das tatsächlich möglich. Und sind obendrein ein Reiseerlebnis für sich.
Mit der Bahn zu reisen heißt gemütlich zu reisen. Sie steigen am Abend ein und sind am nächsten Morgen in einer Großstadt in Italien. Langsam, ja. Aber auch nachhaltig – was in diesen Zeiten ein Thema ist, mit dem sich Reisende vorrangig beschäftigen sollten. Ein wenig versetzt einen diese Art, unterwegs zu sein, auch zurück in alte Zeiten. Gemeint ist damit nicht, altmodisch zu reisen – nennen wir es lieber nostalgisch. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war eine Zugfahrt, besonders über Nacht, beliebt und etwas Besonderes. Denken Sie nur an den berühmten Orient-Express (natürlich ohne den Mord – gemeint ist der ursprüngliche Luxuszug, der Reisende von Paris nach Konstantinopel beförderte). Später dann, als für die Deutschen Italien zu einem der Lieblingsreiseziele wurde, in den 1950ern also, fuhr längst nicht jeder mit dem Auto hinunter an die Adria & Co. Manch einer schätzte den Komfort, sich in den Zug zu setzen und nach Neapel kutschieren zu lassen, statt selbst gestresst hinterm Steuer zu sitzen.
Mit dem Zug nach Italien – mitten in der Nacht
Das gilt auch heute noch. Abgesehen von den eindeutigen Umwelt-Vorteilen – etwa dreißigmal weniger C02-Ausstoß als mit dem Flugzeug – ist ein Nachtzug auch bequem und komfortabel. Es ist eine ruhige, gemächliche Art des Reisens, fernab von Hektik. Das einzige „Problem“: In Deutschland hat man die Nachtzüge bereits vor einigen Jahren eingestampft. Damals fand die Deutsche Bahn sie zu unrentabel, woran nicht zuletzt auch die immer weiter zunehmenden Angebote von Billigfliegern schuld waren.
Eingesprungen ist dann die ÖBB, die Österreichische Bundesbahn. Deshalb sind auch heute Reisen mit dem Nachtzug von Deutschland aus mit der österreichischen Bahn möglich, etwa von München nach Florenz ohne Umsteigen oder von München nach Rom in knapp 11 Stunden, im Liege- oder Schlafwagen, je nach Lust und Laune. Sozusagen wie im Schlaf. Die neuen Nachtzüge sind außerordentlich komfortabel. Liegewagen oder Schlafwagen für 2-4 Personen mit eigenem Bad – das ist schon attraktiv.
Gut, dass nun Nachtzüge wieder in Mode kommen und das Angebot deutlich ausgebaut werden soll.
Noch mehr Nachtzüge
Ein paar andere Angebote gibt es übrigens auch noch, falls Ihnen mal der Sinn nicht nach Italien steht: Den Alpen-Sylt-Nachtexpress etwa, der Süddeutschland, Österreich und die Schweiz mit Sylt verbindet. Oder die Intercités de Nuit, die Sie von Paris aus in die Pyrenäen (und einige andere Orte) befördern. Schließlich können Sie im Sommer auch noch von Berlin mit einem Nachtzug nach Schweden zockeln, mit dem Berlin-Night-Express nämlich. Auch den legendären Orient-Express gibt es immer noch, wenn auch etwas abgespeckt. Er fährt von Sofia in Bulgarien nach Istanbul. Aktuell fährt er wegen der Pandemie nicht – aber es kommen bessere Zeiten, auch für’s Reisen.